Vielleicht mag es auf den ersten Blick verwundern, dass Feldenkrais weder Arzt noch Neurologe war. Gleichzeitig wäre es wohl kaum einem Arzt oder Neurologen der damaligen Zeit möglich
gewesen, im engen Gewand der einzelnen Wissenschaftsdisziplinen eine ganzheitliche Methode wie die Feldenkrais-Methode zu erfinden. Zu dieser Ganzheitlichkeit kam Feldenkrais, indem er
seine Leidenschaften miteinander verband: Physik, Mechanik, Elektronik und menschliche Bewegung.
In der heutigen Ukraine aufgewachsen, verließ Feldenkrais mit 14 Jahren seine Heimat Richtung Palästina. Dort lernte und unterrichtete er die Selbstverteidigungsmethode Jiu-Jitsu, um die
jüdischen Siedlungseinheiten verteidigen zu können. Gleichzeitig widmete er sich schwer zu unterrichtenden Kindern als Privatlehrer und war bekannt für seine ungewöhnlichen Methoden.
Vielleicht wurden in dieser Zeit die Grundsteine für seine Arbeit gelegt, vielleicht ist es auch Zufall, dass Feldenkrais sich in Palästina einerseits intensiv mit körperlichen
Bewegungsabläufen beschäftigte und gleichzeitig mit der positiven Beeinflussung von Lebenswegen. Beides sind die Hauptthemen der später von ihm entwickelten Feldenkrais-Methode. Zum
Ingenieur- und Physik-Studium ging Feldenkrais nach Paris. Dort arbeitete er von 1933 bis 1940 als Nukleartechniker im Labor von Frédéric und Irène Joliot-Curie (Nobelpreis 1935 für
Chemie). In Paris lernte Feldenkrais den Judo-Begründer Jigoro Kano kennen, ursprünglich selbst Jiu-Jitsu-Schüler. Feldenkrais gründete den ersten Judo-Club Frankreichs und erlangte als
einer der ersten Europäer 1936 den „Schwarzen Gürtel“. Die Kampfsportart Judo arbeitet nach dem Prinzip „maximale Wirkung bei minimalem Aufwand“ – sicherlich nicht zufällig dasselbe
Prinzip, das später auch für die Feldenkrais-Methode gelten wird.